Blauelstern in der Sierra Morena
Im Frühjahr dieses Jahres hatte ich eine private Fotoreise durch Andalusien für ein Fotografen-Paar aus Deutschland organisiert. Auf der Wunschliste stand neben der Landschaftsfotografie auch Wildlife-Fotografie – also wilde Tiere in der Natur zu fotografieren.
Tierfotografie ist nicht gerade mein Thema. Auch habe ich nicht die richtige Ausrüstung dazu. Aber ein Bekannter von mir betreibt seit einigen Jahren sehr erfolgreich einige Hides zur Vogelbeobachtung in der Sierra Morena in der Provinz Córdoba. Zu den dortigen heimischen Vogelarten zählen u.a. der Spanische Kaiseradler, Steinadler und Habichtsadler, Mäusebussard, Steinkauze, Geier, der Wiedehopf, Eisvögel, Sperlingsvögel und eben auch Blauelstern.
Also hatte ich bei meinem Kollegen Agustín zwei Sitzungen in zwei verschiedenen Hides gebucht. Es war Ende Februar und recht kalt. Treffpunkt war um 6:00 Uhr morgens in einem Café in einem kleinen verschlafenen Nest in der Sierra Morena. Noch schnell einen Espresso zum Wachwerden und schon ging es los in die Sierra.
In der Vogelbeobachtung gibt es bestimmte Spielregeln, die mir bis dato fremd waren. Der Guide verschließt den Hide, welchen man erst wieder verlassen darf, wenn dieser zurück kommt. Die Tiere wissen, wenn das Auto wieder weg ist, ist die Luft rein und es gibt Fressen (es werden Aas-Köder ausgelegt, um die Tiere anzulocken). Eine Sitzung dauert ca. 4 Stunden. Gott-sei-dank gab es dort Decken und halbwegs bequeme Stühle.
Es kam dann auch, kaum dass 20 Minuten vergangen waren, ein Steinadler vorbei, flog aber gleich wieder weg. Mit meinem kleinen Kit Teleobjektiv war da nicht zu machen.
Wer aber von Anfang bis Schluss da war, waren Blauelstern. Die Blauelster, wie ich später erfuhr, ist nur auf der Iberischen Halbinsel und in Ostasien beheimatet. Ihre Nahrung suchen die Vögel meist in Trupps von bis zu 30 Tieren (kann ich bestätigen). Bevorzugte Nahrung sind Eicheln und Pinienkerne, ergänzt durch Großinsekten und andere Wirbellose, Früchte und Beeren sowie Aas.
Das Bufette war eröffnet und sofort kamen die flinken Vögel aus dem Wald in Schaaren angeflogen. Obwohl der Tisch reichlich gedeckt war, gab es immer wieder Gerangel. Und ab und an, wie auf ein geheimes Zeichen, erhoben sich alle Vögel in die Lüfte und schwirrten in den Wald ab. Was sie aufscheuchte, konnten wir von unserem Versteck nicht ausmachen. Doch es dauerte nur wenige Minuten, bis alle nach und nach wieder zurückkamen.
Kurze Zeit später tauchte dann auch, angelockt von dem leckeren Duft des Bufetts, ein Fuchs auf. Vorsichtig, sich immer wieder wie ein Dieb umschauen, pirschte er sich an das ausgelegte Aas an, schnappte sich ein Stück und verschwand wieder. Nach ca. 20 Minuten tauchte er wieder hinter den Felsbrocken auf, um sich den nächsten Leckerbissen zu holen. Diese Spielchen wiederholte sich so lang, bis alles, ausser ein paar kleineren Stücken, abgeräumt war.
Tja, und was macht man so, vier Stunden lang in einer Decke eingewickelt auf einem Stuhl kauern, die Kamera auf dem Stativ aufgebaut, den Fernauslöser in der Hand? Man schießt Fotos, viel zu viele Fotos. Ich habe wohl knapp 500 Fotos von Blauelstern und ebensoviele von dem Fuchs.
Als dann nach viereinhalb Stunden endlich die Erlösung kam, sollte es gleich weiter zu dem nächsten Hide gehen. Meine Kunden waren begeistert, die Meinige hielt sich stark in Grenzen. Und so entschloss ich, lieber wieder mit dem Guide zurück ins Dorf zu fahren. Dieser schien fast ein wenig beleidigt, dass ich nicht weiter dabei sein wollte.
Ich finde es toll, wenn sich jemand für diese Art der Fotografie begeistern kann. Ich konnte mich nicht so ganz mit dem Thema anfreunden, vielleicht auch, weil mir das richtige Teleobjektiv fehlte. Sollte es ein nächstes Mal geben, werde ich mir eines ausleihen.
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