Mit dem Kastenwagen in die Sierra Norte de Sevilla
Die andalusischen Osterprozessionen, entweder liebt man sie oder man findet sie nervtötend. Sowohl Pilar als auch ich gehören in die 2. Liega. Und in Granada sind die gesamte Osterwoche mindestens eine Prozession pro Tag. Da gibt es nur eines, Flucht aufs Land.
Wir beschliessen, die Sierra Norte de Sevilla zu erkunden. Diese Region steht schon lange auf meiner Liste und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Da die gesamte Region ein Naturpark ist, kommt Freistehen nicht in Frage. Also habe ich uns in zwei Campingplätze eingebucht. Zwei deswegen, weil der, der uns lieber war, an den letzten beiden Tagen schon ausgebucht war. Für diese musste ich einen anderen, viel teureren, buchen. Aber der Reihe nach:
Als erste Station habe ich einen Platz an einen Stausee (Embalse de José Torán) ausgesucht, der noch nicht zum Naturpark gehört, wo mal also Freistehen darf. Der See liegt bei der Ortschaft Puebla de los Infantes und ist wunderschön. Es regnet, stellenweise sogar recht heftig, dennoch geniessen wir unseren Aufenthalt dort und nutzen die regenfreien Momente zum Fotografieren und Filmen. Ausser uns waren noch 2 kleine Campern recht weit von uns entfernt gestanden. Früh morgens drehte die Guardia Civil ihre Runde ohne uns zu belangen.
Am kommenden Tag, gegen Nachmittag finden wir uns auf dem 1. Campingplatz ein, Camping Batan de las Monjas. Noch ist es recht leer hier, aber das wird sich bald ändern. Die Übernachtung für 2 Personen mit Campern kostet 16.- €. Strom kostet extra. Der Platz ist recht schön an einem Bach, dem Río Huéznar, gelegen. Die Parzellen sind grosszügig angelegt, manche mit Stromanschluss, manche ohne. Wir stehen im vorderen, wie sich später herausstellt, ruhigerem Teil des Platzes. Im hinteren sind viele Familien mit Kindern, vielen Hunden und laute Musik. Allerdings ist dort der Bach auch wunderschön, man meint, man wäre am Amazonas. Hier lohnt sich auf alle Fälle ein Spaziergang.
Die Bäder und Duschen sind sauber und gepflegt. Über den Platz verteilt gibt es Stellen zum Wasser zapfen. Problematisch ist das Entleeren des Grauwassers. Die Stelle ist an der Ausfahrt des Platzes und besteht aus einem Gully auf der rechten Seite des Weges. Da mein Auslass links liegt musste ich umständlich wenden und verkehrt die Einbahnstrasse rein fahren, um entleeren zu können.
Das Restaurant hier ist übrigens sehr zu empfehlen, vor allem, wenn man gerne Fleisch isst. An Wochenenden und Feiertagen sollte man reservieren.
Oberhalb des Campingplatze verläuft die Vía Verde de la Sierra de Norte, eine stillgelegte Bahnlinie, die heute als Rad- und Wanderweg dient. Man sollte seine eigenen Fahrräder dabei haben, denn hier gibt es, anders als an anderen Vías Verdes, keinen Fahrradverleih.
Über die Vía Verde gelangt man z.B. in die eine Richtung an die Wasserfälle des Río Huéznar, und noch ein Stück weiter in die Ortschaft St. Nicolás del Puerto. Wer noch Kraft in den Beinen hat, kann noch weiter bis zum Cerro del Hierro radeln, ein Naturmonument aus Karstgestein und eine alte Eisenerz Mine.
Wir sind zu Fuss zu den Wasserfällen gelaufen und hatten einige Mühe, den Zugang zu finden, da dieser von der Vía Verde aus nicht beschildert ist. Hier kommt man nur mit Fragen weiter. Man erreicht die Wasserfälle aber auch mit dem Auto, einfach bei Google eingeben „Cascadas del Huesca“.
Als wir dann am Freitag den ersten Campingplatz verlassen haben, sind wir zum Cerro del Hierro gefahren. Dort auf dem Parkplatz standen schon eine ganze Menge Wohnmobile und auf Nachfrage erfuhr ich, dass man dort übernachten darf. Auch hier wäre morgens die Guardia Civil gekommen ohne etwas zu beanstanden. Da der Parkplatz bei einer kleinen Ortschaft liegt, gehört er auch nicht mehr zu Parque Natural.
Die Option, hier zu übernachten ist vor allem für die interessant, die hier fotografieren oder filmen wollen, denn dafür sollte man die goldene Stunde nutzen. Am späten Vormittag war das Licht bereits viel zu hart für die meisten Aufnahmen, nur an einer Stelle passte das Licht zum Motiv.
Der Cerro del Hierro ist ein kleines Minendorf, ein Hügel und ein Naturmonument. Das Gebiet besteht aus Karstgestein, reich an Eisenerz. Mit dem aus diesem Erz gewonnenen Eisen wurde z.B. die Brücke Puente de Triana in Sevilla gebaut.
Am frühen Nachmittag ging es dann weiter zum nächsten Campingplatz, Camping La Fundición, ebenfalls am Río Huezna, nur weiter unterhalb, gelegen. Hier kostet die Parzelle, inkl. Wohnmobile, 2 Personen und Strom 29.- € die Nacht.
Die Rezeptionistin hat mir klare Anweisungen gegeben, wo wir uns hinstellen dürfen und wo nicht. Allerdings hat sich schnell heraus gestellt, dass es uns dort, wo man uns angewiesen hat, überhaupt nicht gefallen hatte. Die Parzellen waren hässlich und wir waren umgeben von Grossfamilien in ihren Wohnwägen. Pilar hat dann eine Runde über den Platz gemacht und festgestellt, dass dort, wo man mir gesagt hatte, der Bereich sei nur für Zelte, ebenfalls Wohnmobile und Kastenwägen standen. Und dieser Bereich war viel schöner, auf einer Blumenweise mit Bäumen. Also wieder alle Schubkästen verriegelt und ab auf die Wiese. Wenn ihr mal hier her kommen sollte, dann empfehle ich euch unbedingt diesen Bereich (wenn man vom Eingang kommt, recht abbiegen).
Am Samstag haben wir vom Camping Platz aus einen Spaziergang Fluss abwärts zur Isla Margarita unternommen. Auf dem Areal, umschlossen vom Fluss befindet sich ein Picknick Platz und ein Hochseilgarten. Der Weg dorthin führt wieder über die Via Verde, man kann aber auch parallel dazu durch den Wald laufen, was sehr angenehm ist, wenn die Sonne knallt, wie an diesem Tag.
Mittlerweile hatte viele den Campingplatz verlassen und wir haben die Ruhe des Nachmittags genossen und gefaulenzt.
Mein Fazit: die Sierra Norte de Sevilla ist ein absolut lohnenswertes Reiseziel. Wir hätten die Zeit nicht besser wählen können: Es hatte kurz vorher geregnet, überall blühten Blumen am Wegesrand und grühnte es. Zur Mittagszeit waren T-Shirt und kurze Hosen angesagt, nachtes ging das Thermometer aber dennoch bis auf 3º – 5º Grand runter.